Gleichermaßen überraschenden wie erfreulichen Besuch konnte der Lebacher Bürgermeister Arno Schmidt in dieser Woche im Lebacher Rathaus begrüßen: Patrick Stattek, ein junger Mann aus dem Stadtteil Steinbach, der im vergangenen Jahr an einer Blutkrebs-Art erkrankt war (wir berichteten). Nicht direkt zu erkennen ist er derzeit; die Chemotherapie ist auch mit ihren optischen Nebenwirkungen noch präsent. Die Haare fehlen, und er trägt einen Mundschutz. „Das ist momentan noch Pflicht für mich, denn durch die Chemo ist das Abwehrsystem meines Körpers komplett weg“, erklärt er. Schon eine kleine Infektion, gleich woher, könne im jetzigen Stadium zum Schlimmsten führen. 100 Tage muss er insgesamt damit leben.
Doch trotz der Einschränkungen ist Patrick Stattek voll Optimismus und Tatendrang. Denn die für sein Überleben und seine Heilung notwendige Übertragung von Stammzellen eines Spenders, die Anfang des Jahres erfolgt ist, scheint bislang sehr erfolgreich zu sein. „Das war wie ein Sechser im Lotto. Eine Transplantation von Stammzellen wird schon vorgenommen, wenn acht von zehn der wichtigsten Punkte erfüllt sind. Mein Spender ist fast ein genetischer Zwilling von mir, das ist sehr selten. Bei diesen Stammzellen haben alle zehn Punkte übereingestimmt, sogar die Blutgruppe. Daher gibt es keine Abstoßungsreaktionen, und jeder langweilige Tag ist in diesem Sinne ein guter Tag. Auch die Ärzte sind mit dem Heilungsverlauf sehr zufrieden“ berichtet er. Sicher könne man aber erst in einem Jahr sein, und ob die Krankheit nicht doch noch zurück kommt, stelle sich erst nach drei Jahren heraus.
Ob der Spender der Stammzellen erst durch die so genannte Typisierungsaktion im Dezember festgestellt wurde, kann er allerdings nicht sagen. Er kann sich auch noch nicht bedanken für dessen Engagement, denn das Gesetzt sieht vor, dass die Personalien des Spenders ihm frühestens zwei Jahre nach der Transplantation mitgeteilt werden dürfen. „Sehr schade“, findet Stattek, „ich will natürlich den Mann kennen lernen, der mir mit seinem Engagement das Leben gerettet hat.“
Aber ein dickes Dankeschön von seiner Seite geht an all die vielen Menschen, die aktiv Anteil an seinem Schicksal genommen haben: „Das war und ist für mich einfach überwältigend. Die Typisierungsaktion, an der mehr als dreitausend Menschen teilgenommen haben. Ganze Firmen haben aufgerufen und mitgemacht. Danach sind die Leute bei uns daheim vorbeigekommen und haben sich Proben abnehmen lassen. Auf dem Spendenkonto der Knochenmarkspenderdatei (DKMS) sind mittlerweile rund 100.000 Euro von Lebacher Bürgerinnen und Bürgern aufgelaufen. Auch die Ärzte und das Personal des hiesigen Krankenhauses haben ein persönliches Engagement an den Tag gelegt, das ich nicht für möglich gehalten hätte und für das ich mich nur bedanken kann“, freut er sich.
Wie geht es weiter? Eine Reha steht an, wobei sich Ärzte und Krankenkasse über den Zeitpunkt des Beginns streiten. Patrick Stattek ist ungeduldig, würde gerne sofort damit beginnen. „Da muss ich gleich morgen zur Krankenkasse fahren und das regeln“, sagt er voll Tatendrang. Bis zum Ende des Jahres ist voraussichtlich nichts mit Arbeit. Auch hier hat der KFZ-Meister das Glück, einen verständnisvollen Arbeitgeber zu haben, der ihn auf jeden Fall weiterbeschäftigen will, auch wenn er seine ehemalige Tätigkeit in der Werkstatt wohl nicht mehr ausüben können wird. Die Krankheit hat auf jeden Fall seine Sicht der Dinge verändert. Er lebe bewusster und genieße vor allem die Zeit mit seiner Frau und dem kleinen Töchterchen.
Bildtext:
Auf demWege der Besserung: Patrick Stattek mit Töchterchen Marie