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„Da war nichts mehr übrig“

Pastor Michael Schaefer erzählt von seinen Pfarreien im Ahrtal

Die Bilder von der Flutkatastrophe im Ahrtal sind vielen noch im Gedächtnis. Allein im Ahrtal haben 134 Menschen bei dieser grausamen Katastrophe Mitte Juli 2021 ihr Leben verloren, unzählige ihre komplette Existenz. Michael Schaefer, Jahrzehnte lang Krankenhausseelsorger un unserem Krankenhaus und Kooperator in den „Lebacher Pfarreien“, kennt die betroffene Region sehr gut. Es ist seine Heimat. 2015 ging er „offiziell“ in den Ruhestand und kehrte in seinen Heimatort Reifferscheid zurück. Sein Dorf liegt auf einem der Ahr-Berge und blieb daher von dem Unglück verschont. Doch das, was die Wassermassen im Tal angerichtet haben, macht selbst ihn sprachlos: „Als ich von oben auf den mir so vertrauten Ort ‚Schuld‘ blickte, dachte ich zunächst, ich hätte mich verfahren. Da war nichts mehr übrig.“ Vom ersten Moment an verbrachte der Pastor viel Zeit in den zerstörten Orten, spricht mit den Leuten oder hört einfach nur zu. „Ich bin immer noch ‚geliefert‘, wenn ich bei den Menschen unterwegs war – mit all der Hilflosigkeit und einer unermesslichen Angst davor, wie es weitergehen kann“, erzählt Michael Schaefer. Dabei ist er durch seine Arbeit als Gefängnispfarrer in der Jugendstrafanstalt, als Krankenhaus- und Notfallseelsorger schon „verdammt viel gewohnt“, aber seine Runden durch die von der Flut betroffenen Orte machen ihn jedes Mal „platt“. „Gott sei Dank geht es mit ganz kleinen Schritten nach vorne. Ich bewundere die Energie, mit der die Menschen sich nicht unterkriegen lassen und bin froh, wenn ich dem ein oder anderen helfen kann, „den Schlamm von den Seelen zu räumen“.
All das erzählte Schaefer Bürgermeister Klauspeter Brill bei seinem jüngsten Besuch in Lebach. Vor dem Treffen mit seinen Vorstandskollegen vom Verein „Brücke zum Ufer - BEREG“, mit dem Schaefer Straßenkindern in St. Petersburg eine Perspektive bietet, machte er einen Abstecher ins Rathaus. Dabei nahm er eine Spende für die Flutopfer im Ahrtal entgegen. Beim Abend der Sinne hatte die Stadt ihre Kampagne „Lebach entdecken“ an einem Stand vorgestellt, Werbegeschenke verteilt und Glühwein ausgeschenkt. Wer wollte, konnte dabei ein paar Euro in eine Spendenbox werfen. Auf diesem Weg konnte die Stadt Lebach Michael Schaefer einen Betrag von 500 Euro übergeben, der sinnvoll für die Flutopfer eingesetzt werden kann.
Bürgermeister Klauspeter Brill erklärt: „Wir haben das Geld ganz bewusst an Michael Schaefer übergeben. So wissen wir genau, dass es dort Verwendung findet, wo es am nötigsten gebraucht wird. Die Erzählungen unseres ehemaligen Pastors und Krankenhausseelsorgers aus seiner Heimat waren erschreckend. Umso erstaunlicher ist es, dass die Menschen vor Ort den Mut nicht verlieren und nach vorne blicken. Der Weg zurück in die Normalität ist für die Menschen im Ahrtal noch ein sehr weiter. Da ist es gut, einen unkonventionellen Seelsorger wie Michael Schaefer an der Seite zu haben, der einfach zuhört, wenn die Sorgen und Nöte erdrückend scheinen. Mit seinen 78 Jahren ist er so engagiert wie eh und je. Ob nun als Pastor im „Unruhestand“ mit Gottesdiensten, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen oder als Seelsorger bei den von der Flut ungeheuer hart betroffenen Menschen. Ich hoffe, dass das noch lange so bleibt.“


Wer die Menschen im Ahrtal unterstützen möchte, kann gerne an die Pfarreiengemeinschaft Adenauer Land (Volksbank RheinAhrEifel IBAN: DE72 5776 1591 0546 3223 00 BIC: GENODED1BNA) spenden und als Verwendungszweck „Flut - Pfr. Schaefer“ angeben.
Im Übrigen ist Michael Schaefer auch noch wie vor unter seiner „Lebacher“ Mail-Adresse michael@schaefer-lebach.de erreichbar.

 

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